Saint-Exupéry, Flieger und Poet
Vor einhundert Jahren, am 29. Juni 1900, wurde Antoine de Saint-Exupery als Sproß einer alten südfranzösischen Adelsfamilie geboren. Seine Jugend ist geprägt von vielfältigen Erfahrungen: Schüler im Jesuitenkolleg, Architekturstudent, Anwärter bei der Marine, Handelsvertreter, bis er endlich Beruf und Berufung bei der Fliegerei fand. In den dreißiger Jahren baut er den Luftpostdienst zwischen Europa und anderen Kontinenten mit auf, vor allem in Nordafrika und Südamerika. In den Jahren von 1921 bis 1938 erlebt er fünf eigene Abstürze oder Notlandungen.
Saint-Exupéry sieht seinen Lebensinhalt in Taten eines friedlichen Heldentums. Es soll den einzelnen auszeichnen und sich dadurch über die Masse der Menschen erheben. Der Dichter wendet sich auch gegen eine Lebensauffassung, die allein auf der Aneignung materieller Güter beruht und den Menschen zum Roboter macht. Diese Auffassung führte in den Jahren des zweiten Weltkriegs dazu, daß er sich auch gegen de Gaulle wandte.
In diesem Sinne sind auch die Romane von Saint-Ex, wie ihn seine Freunde nannten, geschrieben: "Südkurier" von 1930, "Nachtflug" (1931), "Wind Sand und Sterne" (1938). Ihr Geschehen rankt sich um seine oft lebensgefährlichen Flugeinsätze bei der Einrichtung des Luftpostdienstes. "Flug nach Arras" schildert einen schwierigen Aufklärungsflug nach der deutschen Invasion von 1940.
Nach der Besetzung Frankreichs geht der Dichter im Herbst 1940 in die USA, 1943 nach Algier, um sich durch das Training auf amerikanischen Flugzeugen auf einen erneuten Kampfeinsatz vorzubereiten. Bei seinem letzten Flug am 31. Juli 1944 ist er wohl vor der südfranzösischen Küste von einem deutschen Flugzeug abgeschossen worden. Vor kurzem will man die Überreste seiner Maschine im Meer entdeckt haben. Weltberühmt wurde der Autor durch sein "Märchen für Erwachsene", den "Kleinen Prinzen" von 1943, weniger durch sein philosophisches Werk "Die Stadt in der Wüste" von 1948. Der "Kleine Prinz", den er auch selbst bebilderte, ist ganz und gar Ausdruck seiner humanitären Lebenseinstellung.
Wie feiern nun die Franzosen den 100. Geburtstag des Flieger-Dichters? Im Pantheon von Paris wird ihm zu Ehren eine Ausstellung gezeigt, in Lyon aber wird er vier Wochen lang gefeiert: Der Flughafen erhielt seinen Namen, 50 Motorflugzeuge machen einen Erinnerungsflug von Bastia nach Lyon, ein Heißluftballon mit dem Bildnis des Kleinen Prinzen wurde gestartet, auf dem Stammschloß der Familie ein Museum eingerichtet. Und die übliche Vermarktung wird stattfinden: Mützen, Plakate, Postkarten und Anstecker werden zu haben sein.

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